– der Second-Hand-Markt für Orgeln floriert –
Neben der Möglichkeit, eine Orgel für einen Kirchen- oder Gottesdienstraum individuell anfertigen zu lassen, rückt in den letzten Jahren vermehrt die Möglichkeit ins Blickfeld, eine gebrauchte Orgel aufzukaufen und an einem neuen Standort aufzustellen und in Gebrauch zu nehmen. Das hängt natürlich damit zusammen, dass die Zahl der Gottesdienstbesucher überall stark abgenommen hat, sodass Gottesdienststätten und auch Kirchen aufgegeben wurden. Die dort aufgestellten oder installierten Orgeln stehen dann zur Verfügung. So floriert auch der Handel damit. Wer sich informieren möchte, muss nur einmal die Stichwörter „gebraucht“ und „Orgel“ in eine beliebige Suchmaschine im Internet eingeben, die sich ergebenden Möglichkeiten sind riesig. Vom einfachen Positiv ohne Pedal mit zwei oder drei Registern bis hin zur kompletten Kirchenorgel mit zwei oder drei … Manualen (!) und Pedal findet man alles. An manchen Stellen werden sogar elektronische Orgeln, Drehorgeln oder auch Cembali mit angeboten.
Wie beim Gebrauchtwagenkauf ist eine gewissse Vorsicht zu empfehlen. Am besten lässt man sich fachkundig beraten, beispielsweise durch einen Kirchenmusiker mit einschlägiger Erfahrung, wenn man eine Pfeifenorgel für das Eigenheim oder einen öffentlichen Verwendungszweck erwerben möchte. Denn natürlich weist das eine oder andere Instrument auch handwerkliche Mängel auf, und nicht jedes Instrument ist für jeden Raum empfehlenswert. Hier ist auf jeden Fall auch die Unterstützung durch einen Orgelbauer gefragt, um eine Orgel in einem anderen Raum aufzustellen und ihre Intonation an die akustischen Verhältnisse anzupassen. Die Kosten für eventuelle Reparaturen, Unterstützung bei Transport, Neuaufstellung und mögliche Neuintonation gilt es also bei den Angeboten in den Gebrauchtorgel-Portalen zu berücksichtigen. Und ein Kauf einer Gebrauchtorgel ohne deren vorherige Besichtigung und Prüfung ist ohnehin grob fahrlässig.
Den Vorstellungsreigen nicht individuell für einen bestimmten Raum angefertigter Instrumente in unserer Stadt möchte ich mit der Orgel in der Friedhofshalle Bad Soden eröffnen. Dieses Instrument stammt vom Orgelbauer Dieter Noeske aus dem Jahr 1993. Seine Werkstatt hatte damals wie berichtet auch eine größere Instandsetzung der Ratzmann-Orgel in der Versöhnungskirche durchgeführt. Er fertigte relativ witterungsunempfindliche Kleinorgeln für Einsatzzwecke wie den in einer Friedhofshalle nach eigenem einheitlichen Muster, also quasi Konfektion statt Maßanzug. Den damaligen Bezirkskantor Christian Hoffmann und mich überzeugte sein Angebot besonders auch im Vergleich zu anderen Möglichkeiten, und so beschaffte die Stadt Bad Soden-Salmünster ein solches Instrument auf unsere Empfehlung hin.

Im Jahr 2005 wurde erstmals eine Pfeifenorgel für die Kirche „Unbefleckte Empfängnis Mariae“ in Ahl beschafft, und zwar genau auf die oben beschriebene Weise. Es handelt sich um ein Second-Hand-Instrument der Fa. Laukhuff in Weikersheim – die sich heutzutage auf Orgelteile wie beispielsweise Orgelgebläse zur Winderzeugung spezialisiert hat. Einzelne komplette Orgeln dieses Unternehmens gibt es aber auch, und eines davon steht nun in Ahl. Auf jeden Fall eine wesentliche Aufwertung, waren dort doch vorher nur immer elektronische Orgeln des niedrigsten Preissegments aufgestellt.
Auch in der Friedhofskapelle in Salmünster steht seit dem Jahr 2008 erstmals eine Pfeifenorgel anstatt eines elektronischen Instrumentes oder eines Harmoniums. Es handelt sich um eine Orgel der Werkstatt Alfred Führer, Wilhelmshaven, aus dem Jahr 1966, einer Blütezeit dieses Unternehmens. Landeskirchenmusikdirektor Martin Bartsch hatte geholfen, die Beziehung in einen Vorort von Paderborn aufzubauen, wo dieses Instrument von einer Kirchengemeinde nicht mehr benötigt wurde.

Als bislang letzte „Second-Hand-Neuanschaffung“ wurde für den Gottesdienstraum im Maximilian-Kolbe-Haus in Bad Soden im Jahr 2016 eine Orgel der Fa. Orgelbau Weise aus Plattling beschafft. Auch hier konnte die Situation an einem Standort, an dem vorher nur ein elektronisches Instrument verfügbar war, deutlich verbessert werden.
Ein Gedanke zu „Noch mehr Orgeln in unserer Stadt“